Mein polyphasisches Schlafexperiment:
Jeden Tag nur 3-4 Stunden über den Tag verteilt schlafen.Vor ein paar Wochen hörte ich in einem Video auf YouTube zum ersten Mal von polyphasischen Schlafen. Anstatt an einem Stück 7-8 Stunden zu schlafen (monophasischer Schlaf) verteilt man be im polyphysischen Schlaf den Schlaf auf mehrere Einheiten über den Tag. Dadurch lässt sich die gesamt Schlafdauer auf bis zu 2 Stunden am reduzieren. Und das bei Steigerung der Wachheit und Leistungsfähigkeit. Leonardo da Vinci, Thomas Edison und Nikola Tesla sagt man nach, dass sie so geschlafen haben.
Bis dato hatte ich in mir den scheinbar unerschütterlichen Glaubenssatz: „Ich brauche dauerhaft mindestens 7 Stunden, besser noch 8 Stunden Schlaf.“
Aber meine Neugier war geweckt. 22 Stunden Zeit am Tag für mich und meine Projekt. Und dabei wacher und bewusster sein. Hört sich gut an.
Wahrscheinlich fragst Du Dich auch, wie das möglich sein soll…
„Der übliche ca. 8 Stunden andauernde Nachtschlaf ist in insgesamt 5 Schlafphasen von je ca. 90 Minuten gegliedert. Gegen Ende einer Schlafphase wird der für die geistige Erholung wertvolle REM-Schlaf erreicht. Der „Polyphasische Schlaf“ zielt darauf ab, möglichst viel REM-Schlaf mit möglichst wenig Gesamtschlaf zu erreichen. Grundsätzlich handelt es sich hier um nichts anderes als das Aneinanderketten mehrerer Powernaps.
Allerdings wird durch das Antrainieren in der Eingewöhnungszeit von ca. 10 Tagen der Anteil der REM-Phase z. B. beim Uberman innerhalb der 20 Minuten so erhöht, dass man mit insgesamt 2 Stunden Schlaf eine zum normalen 8 stündigen Nachtschlaf äquivalente Gesamtdauer an REM-Schlaf erreicht. Hier spielt der sogenannte „REM-Rebound“-Effekt eine Rolle.“ (Wikipedia: Polyphasischer Schlaf)
Das Selbstexperiment
Für mich stand fest: Das will ich ausprobieren. Zeit für ein Selbstexperiment. Ein Blick in meinen Terminkalender ließ das ganze Projekt auch möglich erscheinen. Denn die Umgewöhnungsphase mit Schlafentzug soll ja nicht ganz ohne sein.
Ich entschied mich für die sogenannte Everyman-Variante. Beim „Everyman“ hat man eine Kernschlafphase von 1,5 bis 4,5 Stunden und 2 bis 4 Power-Naps mit 20 Minuten über den Tag verteilt. Wo hingegen die „Uberman-Variante“ ganz auf einen Kernschlaf verzichtet und man alle 4 Stunden ein 20-Minuten-Nickerchen macht.
Also habe ich erstmal damit gestartet, mir einen Schlafplan zu erstellen, der zu meinen regulären Tagesabläufen passt. Mein ursprünglicher Plan: Kernschlafphase von 01:00 – 04:00 und die Power-Naps um 9:30 / 14:30 / 20:30. Also insgesamt 4 Stunden Schlaf. 20 Stunden Wachzeit.
Let’s go: Polyphasisch
Am 14.3. um 14:30 ging es dann mit einem Power-Nap los. Da ich in der Nacht zuvor nicht soviel geschlafen hatte, bin ich dann auch bei meinem ersten Nap gut eingeschlafen. Auch abends um 20:30 bin weggedöst und war dann für den Abend erstmal richtig fit. Da ich in den letzten Wochen vor dem Experiment schon früh um 5:00 aufgestanden bin, bin ich auch um 4:00 gut rausgekommen. In den Power-Naps konnte ich schlafen oder mich zumindest tief entspannen, was ich vermutlich meiner Yoga-und Meditationspraxis zu verdanken habe.
Der Einstieg fiel mir viel viel leichter als gedacht. Im Netz hatte ich einige Berichte von intensiven Schlafentzugssymptomen gelesen, die beim mir (zumindest nicht am Anfang) nicht so heftig auftraten.
Was ich in der ersten Woche bei mir beobachtet habe:
Die kurzen Nickerchen können sehr kraftvoll sein. Nach nur 20 Minuten fühlte ich mich meist wieder kraftvoll und energiegeladen. Oft hatte ich sogar den Eindruck, ich hätte ein paar Stunden geschlafen, wo in Wirklichkeit nur 15 Minuten vergangen waren. Das funktionierte aber nur, wenn ich nicht länger als 20 Minuten geschlafen hatte und bei den Nickerchen schlafen oder wenigstens tief entspannen konnte. Wenn ich länger als die 20 Minuten schlief oder gar nicht in die Entspannung kam, war ich die Zeit bis zum nächsten Schlaf müde und matschig im Kopf.
Auf einmal habe ich jeden Tag 4 bis 5 Stunden mehr zur Verfügung. Irgendwie ungewohnt, aber auch sehr geil, vor allem sehr entspannend. Der Gedanke: „Ich habe ja soviel Zeit.“ lässt gar keinen Stress aufkommen. Ich bin mehr bei mir, mach die Dinge langsamer. Oft habe ich schon am Vormittag meine To-Do-Liste für den Tag abgearbeitet
Verstärktes Bedürfnis nach gesundem Essen, Bewegung, Yoga
Einbruch in der zweiten Wochen
Nachdem mein Experiment so erfolgreich und einfach für mich gestartet war (was mich selbst sehr überrascht hat) kamen in der zweiten Woche größere Herausforderungen.
Bei fast allen Power-Naps in der ersten Woche konnte ich tief entspannen oder schlafen. Zu Beginn der zweiten Woche gab es ein paar Naps in Folge, bei denen ich überhaupt nicht entspannen konnte und sich dadurch ein Schlafmangel aufbaute.
Ich war aber noch immer hochmotiviert und meine Erfahrungen aus der ersten Woche hatten mich bestärkt dranzubleiben. Was konkret bedeutete: Mich strikt an den Plan halten; wach bleiben, auch wenn mir die Müdigkeit mit bleierner Kraft die Augen zudrücken wollte. Ein paar Mal bin ich sogar im Stehen und beim Gehen ganz kurz eingeschlafen. Und einmal halluzinierte ich: Ich saß allein in der Küche. Aber irgendwie hatte ich mit meiner Tochter gesprochen. Es war als würde sich der Traum über die Realität legen.
Andererseits bedeutete es auch: Aufstehen, wenn der Wecker klingelt. Oder besser noch: Aufwachen, wenn der Wecker klingelt. Einmal hatte ich bei meinem Kernschlaf verschlafen und bin erst um 5:00 von allein aufgewacht. Irgendwie muss ich es geschafft haben, die drei Wecker, die ich im Zimmer verteilt hatte, auszuschalten ohne dass ich mich daran erinnern kann.
Der Vorteil des immer größer werdenden Schlafdefizits war, dass es dadurch in den Nickerchen auch wieder besser mit dem Schlafen klappte, wodurch auch das Defizit weniger wurde und ich so auch immer wieder mehr gute Phasen hatte.
Während der zwei Wochen Gewöhnungsphase sind mir einige persönliche Schlafmuster aufgefallen und ich habe meinen Schlafplan etwas modifiziert. Den Kernschlaf habe ich halbiert und dafür einen weiteren Powernap eingebaut.
Gerade ist es 4:40 – mitten in der Nacht. Und ich sitze hier vor meinem Notebook. Im Haus und draußen ganz still. Ich bin hellwach. Zwischenzeitlich habe ich den Eindruck, dass ich durch den anstrengendsten Teil des Experiments gegangen bin und mein Körper sich nun an das neue Schlafmuster gewöhnt hat. Die Müdigkeit kommt meist nur noch kurz vor meinen Nickerchen. Wenn ich mich hinlege, schlafe innerhalb weniger Minuten ein und wache kurz vor dem Wecker erholt und aufgeladen auf. In mir nehme ich eine sehr entspannte und präsente Grundstimmung. Ich habe mehr Energie als zuvor, mein Geist und mein Körper sind entspannter.
Ich werde mit dem Experiment auf jeden Fall weitermachen und hier im Blog von meinen Erfahrungen berichten.